Im Mai 2019 entstand in einem kleinen Park in St. Arnual/Saarbrücken eine Holzinstallation zwischen drei Bäumen hängend.
In vier Meter Höhe schwebt die Holzskulptur wie ein gestrandeter fliegender Teppich in den Ästen.
Bildhauer
In vier Meter Höhe schwebt die Holzskulptur wie ein gestrandeter fliegender Teppich in den Ästen.
Mittlerweile sind beide Kumpel-Installationen wieder demontiert. Glücklicherweise wurden aber alle 400 Holzkörbe in ein neues Kunstwerk überführt und können so im Wassergarten Reden noch bis Ende November bestaunt werden. Schon leicht verwittert und einiger Geschichten „beraubt“ bilden die Körbe über- und nebeneinander gestapelt eine imposante Mauer.
Zitat aus dem Beitrag Das Boot, vom 5. März 2018: Das Material wird mit der Zeit verfallen.
Also eine Vanitas. Hier in Schwarz-Braun und Grau-Weiss. Wird irgendwann im Erdreich versunken sein.
Herzlichen Dank an Margit Bruhn für die Fotos. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Zitat aus dem Beitrag Das Boot, vom 5. März 2018: Das Material wird mit der Zeit verfallen. Die Holzinstallation ist also im Gegensatz zu den vielen steinernen Skulpturen des von Leo Kornbrust in den Siebzigern injizierten Projekts temporär ausgerichtet. Herzlichen Dank an Margit Bruhn für die Fotos. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Zitat aus dem Beitrag Das Boot, vom 5. März 2018: Das Material wird mit der Zeit verfallen. Die Holzinstallation ist also im Gegensatz zu den vielen steinernen Skulpturen des von Leo Kornbrust in den Siebzigern injizierten Projekts temporär ausgerichtet.
von Martin Steinert
Die Waschkauen, die Umkleide- und Bade- hallen der Bergleute, waren die Schleusen zwischen dem Alltag und dem Leben unter Tage, zwischen der weißen und der schwarzen Welt, die jeder Bergmann zweimal täglich passieren musste. Die Waschkauen waren der intimste Ort des Bergbaualltags und Symbol der engen Verbundenheit, des Vertrauens, des Zusammenhalts und des Bewusstseins, aufeinander angewiesen zu sein. Sie waren Orte, an denen man sich täglich traf, sich umzog, sich wusch und sich austauschte. Sie waren die Schnittstelle zwischen Arbeit und gesellschaftlichem Leben. Beides möchte ich zum Inhalt meines Kunstprojektes machen, das im Sommer 2018 über mehrere Wochen gleichzeitig im Ruhrgebiet und im Saarland realisiert werden soll. Die einzigartige optische Ästhetik der Waschkauen, die durch an Ketten hochgezogene Kleiderhaken oder Körbe geprägt war, ist dabei die künstlerisch gestalterische Inspiration.
An zwei markanten Orten (Zeche Zollverein in Essen, Ruhrgebiet und im Wassergarten Reden, Saarland) soll jeweils eine raumgreifende Holzinstallation entstehen. Für diese sich gleichenden Installationen werde ich aus Holzlatten jeweils etwa 200 Gebilde gestalten, die in ihrer Form an Körbe der Waschkauen erinnern sollen. Sie werden etwa 120 x 40 x 40 cm groß sein und innen hohl, also tatsächlich befüllbar sein. Ihre äußere Form würde leicht variieren, so wie auch die mit den persönlichen Kleidungsstücken gefüllten Körbe immer Unikate waren.
Während der mehrere Wochen dauernden Entstehung dieser hölzernen Körbe würde die Bevölkerung der Bergbauregionen über die Presse und sozialen Medien, die von Anfang an in das Projekt einbezogen sind, informiert werden und aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Man kann sicherlich behaupten, dass es in diesen Regionen in der Geschichte beinahe jeder Familie mindestens einen Bergmann gab und es in jeder dieser Familien Erinnerungen an das vom Bergbau geprägte Leben gibt. Da mein Großvater Bergmann im Saarland war, habe ich selbst aus erster Hand viele spannende, tragische und amüsante Anekdoten aus der Welt des Bergbaus erfahren, habe aber auch erlebt, wie diese über drei Generationen weitergetragen wurden bis mittlerweile ich es bin, der die Erinnerungen weitererzählt. Diese Geschichten sollen das Hauptthema des Kunstprojektes sein. Dazu würden die Familien, die mit dem Bergbau verbunden waren, solche Anekdoten, Erzählungen und Erinnerungen aus dem Bergmannsalltag aufschreiben und mir und meinem Team zuschicken oder uns zu sich einladen, um ihre Geschichten persönlich zu erzählen. Egal, ob sie aus erster, zweiter oder auch aus vierter Hand erzählt werden, kann man sicher sein, dass unzählige davon in den Familien noch präsent sind und mit Freude weitergegeben werden.
„Kumpel-Projekt: Zeche Zollverein / Grube Reden“ weiterlesen
Und es ist wie immer: so gut es tut, eine Arbeit vollendet zu haben, so schade ist es auch, dass es vorbei ist. Vor allem, wenn man ein tolles Team war.
Innerhalb des Kulturprogramms „steinreich“ der KulturLandschaftsinitiative St. Wendeler Land (KuLanI) wurde im Jahr 2018 die Skulpturenstraße in St. Wendel in den öffentlichen Fokus gerückt. Der Bildhauer Martin Steinert war dabei der erste Künstler, der mit einem fertigen Projektvorschlag im Januar die Arbeit zu seiner Plastik aufnahm. Diese wurde auf dem Areal des Kunstzentrums Bosener Mühle von ihm und einem Helferteam realisiert. Regen, Schnee und Kälte bestimmten die Arbeitswochenenden im Januar und Februar. Doch der Künstler und sein Team ließen sich davon nicht abschrecken. Innerhalb der beiden Monate entwickelten sie die Plastik und konnten diese Ende Februar an ihren Liegeplatz aufstellen.
Das Material wird mit der Zeit verfallen. Die Plastik ist also im Gegensatz zu den vielen steinernen Skulpturen des von Leo Kornbrust in den Siebzigern injizierten Projekts temporär ausgerichtet.
Ganz profane Holzlatten sind seit einigen Jahren das Material, das ich bevorzugt für meine Skulpturen und Installationen verwende. Es gibt mir die Möglichkeit, raumgreifend und monumental zu arbeiten und meinen Objekten trotzdem eine leichte und transparente Erscheinung zu verleihen.
Eine ähnliche Arbeit wie die am Neubau von Heike Schneider habe ich vor zwei Jahren im Innenhof des Grand-Curtius-Museums in Lüttich installiert. Sie hat den Titel Skizze aus Holz auf schwarzem Grund.
Dieser Titel könnte auch die meisten anderen Groß-Objekte, die ich aus Holzlatten gebaut habe, charakterisieren und gerade auch die Installation an Heikes Schneiders Haus.
Das Wort Skizze bezeichnet das spontane Abbilden einer Idee, das Festhalten einer Bewegung mit schnellen Strichen.
Es impliziert den Begriff des Flüchtigen.
Auch in der Installation an diesem Privathaus ist eine Bewegung festgehalten, ein Augenblick, in tausenden schnellen Strichen erstarrt.
Es ist die dreidimensionale Skizze eines vom Wind bewegten Vorhangs.
Doch nicht der Wind, sondern das unterschiedliche Licht des Tages hebt ihre Erstarrung auf, bewegt sie, verleiht ihr die Flüchtigkeit des Augenblicks. Lichtbeflügelt.
Im Sommer 2016 hat der aus Saarbrücken stammende Bildhauer Martin Steinert sein Atelier in der Christ-König-Kirche in Bochum aufschlagen: Im Kirchenschiff fertigte er vor den Augen der Öffentlichkeit eine monumentale Kugel einzig aus Dachlatten.
Die Besucher waren ausdrücklich eingeladen, dem Künstler bei der Konstruktion seines auf acht Meter Durchmesser projektierten Werkes zuzusehen. Der Entstehungsprozess wie auch die Installation selbst thematisieren somit auf eindrucksvolle Weise das Jahresmotto Schöpfung. Das Ergebnis zeigt die Ausstellung in der Kunstkirche.
Im Sommer 2015 fertigte Martin Steinert für den Innenhof des Grand-Curtius-Museums in Liège die zehn mal fünf Meter große Wandinstallation Esquisse en bois sur fond noir.
Wie auf einer mit schnellen Strichen gezeichnete Skizze verdichten sich die Holzstäbe auf der schwarzen Wand zu Wellen, um dann wieder auseinanderzudriften. Sie bilden Formen, als seinen sie vom Wind bewegt worden und in einer zufälligen Momentaufnahme erstarrt.
Tausende Stäbe, einzeln unbedeutend, in ihrer Gesamtheit eine Konstruktion, die ihre organische Fragilität nutzt, die Blicke der Betrachter über die spröde Struktur hin und her schweifen zu lassen, sie zu durchdringen, eine logische Ordnung zu finden. In ihrer epischen Breite bietet die Installation vor der schwarzen Grundfläche, in der ein suchender Blick sich auch mal verirren kann, keinen Haltepunkt. Die Zufälligkeit ist in die Arbeit mit hinein geschraubt. Wie Strandgut von der Flut gesammelt und platziert, entsteht erst im inneren Auge das Verständnis für die Vielzahl von Möglichkeiten, wie Esquisse en bois sur fond noir auch anders hätte aussehen können.
Die Idee ist es, aus 2500 Holzlatten eine Konstruktion im Innenraum der Johanniterkirche zu installieren.
Diese Konstruktion soll sich wie ein dreidimensionaler Fries am gesamten Wandverlauf entlang ziehen. Sie soll in etwa 2m – 2,5m Höhe ansetzen und etwa 1m hoch sein. Fenster, Nieschen, Ecken und Mauervorsprünge, sollen von dieser Konstruktion überzogen werden, ebenso wie Altar und Kanzel. Die Konstruktion wird aus einzelnen Lattenstücken in Längen von ca 50 cm bis 1,5 m vor Ort aneinandergeschraubt, wobei eine Grundkonstruktion aus wenigen Basislatten am Mauerwerk befestigt ist. Die Holzlatten ragen zum Teil einen bis anderthalb Meter in den Kirchenraum hinein.
In der vielverzweigten Lattenkonstruktion sind Leuchtstrahler versteckt, die die Installation als Schattenbild weit in den Kirchenraum, Wand, Decke und Boden verbreiten werden und im Zusammenspiel mit dem Verlauf des eindringenden Tageslichts für einen sich ständig ändernden Gesamteindruck der Installation sorgen sollen.
Die unzähligen Verbindungen und Verzweigungen der einzelnen Holzlatten erscheinen zunächst willkürlich, bei genauerem Beobachten des Konstruktionsverlaufs wird man jedoch erkennen können, dass einige Enden der in den Raum ragenden Hölzer zusammentreffen und so eine im Raum schwebende Kante andeuten, die in der Länge des Frieses eine Wellenbewegung nachzeichnet.
TV-Beitrag ORF V (©2014)