Sommer, 2019, Ramallah, Westbank „Ramallah ist die sicherste Stadt der Welt.“ Das hat die Mitarbeiterin einer internationalen Institution zu einer deutschen Journalistin gesagt, die für ein paar Tage nach Ramallah gekommen war, um über unser Projekt zu berichten. Marija, Mathilde, André und ich waren mit ihr abends im Garage, einem internationalen Hotspot, einer Bar, in der sich Mitarbeiter der vielen in der Stadt ansässigen Institutionen abends treffen. Engländer, Spanier, Skandinavier, US-Amerikaner, Kanadier, zählte mir der Wirt im Garage stolz auf. Auch Deutsche trifft man hier. Eine große internationale Familie, so kommt es einem vor. Jeder scheint jeden zu kennen. An den ersten beiden Abenden sind wir die einzigen, die bei jeder Bestellung direkt bezahlen müssen. Ein Misstrauen, das nicht so recht hierher passt und uns ein wenig kränkt. Am dritten Abend hebt der Kellner abwehrend die Hand, als wir unsere Getränke direkt bezahlen wollen. Nun gehören wir dazu. Im Garage gibt es aus der durch eine Glaswand einsehbaren Küchenecke ein halbes Dutzend einfache aber sehr leckere Gerichte, es gibt dänisches Bier und französischen Wein. Man kann hier leicht vergessen, dass man in einer muslimisch geprägten Stadt ist. Es läuft Musik aus den internationalen Charts im Wechsel mit orientalischen Melodien und arabischem Elektropop. Die Männer, auch die muslimischen, haben kurze Hosen an und Flipflops, die Frauen beinfreie Röcke und Träger-T-Shirts, auch die, die ein Kopftuch tragen.
Text aus Ramallah-Story, 2020, erschienen mit dem Fotoband wooden cloud – Ramallah. Das Buch (inkl. Text-Broschüre) kann per eMail oder im KuBa am Euro-Bahnhof erworben werden.
Vor Eröffnung der Passionsspiele 2020 in Auersmacher am 7. März findet am Freitag, 14. Februar um 19:00 Uhr die Vernissage zu dem Kunstwerk von Martin Steinert und François Schwamborn in der Kirche Maria Heimsuchung statt.
Das Begleitheft zur Ausstellung folgt demnächst hier als PDF-Download.
Anlässlich der Passionsspiele 2020 in Auersmacher entstand ein Kunstwerk von Martin Steinert und François Schwamborn in der Kirche Maria Heimsuchung.
2018 wurde die Schauspielgruppe „junge bühne auersmacher“ gemeinsam mit dem Bildhauer Martin Steinert mit dem Kulturpreis des Regionalverbandes Saarbrücken ausgezeichnet.
Die Vergabe des Kulturpreises setzt einen Schwerpunkt auf engagierte Kunst in Zusammenhang mit gesellschafts-relevanten Themen. Der Kunstpreis war seitens des Regionalverbandes Saarbrücken mit einer Einladung zur Realisierung eines kooperativen Kunstprojektes der beiden Preisträger verbunden, dass der Intension des Kulturpreises Rechnung trägt.
Auf Initiative der Regionalentwicklung des Regionalverbandes Saarbrücken entstand im Austausch mit den Künstlern die Idee zu einem gemeinsamen Kunstprojekt anlässlich der Passionsspiele Auersmacher 2020. Ziel war das Experiment einer konkreten Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern als Prozessgestalter einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten regionalen Entwicklung. Kleinblittersdorf mit dem Ortsteil Auersmacher gehört zum UNESCO-Biosphärenreservate Bliesgau. Das Kunstprojekt versteht sich als Inspirationsquelle und DenkBild für ein ökologisch und ethisch tragfähigeres Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Die zugrundeliegende Idee dazu ist prozessorientiert auf Austausch und Vernetzung unterschiedlichster Orte, Menschen und Institutionen ausgerichtet. Dabei werden auch Aspekte der gegenwärtigen Rolle von Religion, Kirche als Bindeglied für Bildung nachhaltiger Entwicklung innerhalb der Gesellschaft und sakraler Raum als Ort des Übergangs und des Rückzugs zum Thema. Mit dieser Intension wird die Inszenierung der Passionsspiele Auersmacher 2020 der „jungen bühne auersmacher“ durch ein gemeinsames Kunstwerk des Bildhauers Martin Steinert und des Lichtkünstlers François Schwamborn erweitert.
Saarbrücker Zeitung, 22. Mai 2019 von Esther Brenner
Martin Steinerts wooden-cloud-Kunstprojekt zieht immer weitere Kreise. Ab Juni installiert der Saarbrücker Künstler eine neue Holzlatten-Skulptur in Ramallah im Westjordanland.
Erstmals installierte er eine solche Holzlatten-Skulptur 2014 in einer Kirche im österreichischen Feldkirch. Seitdem ist der 60-jährige Künstler in Europa unterwegs, realisierte bis heute vier weitere seiner beeindruckenden Holz-Wolken: in der Saarbrücker Johanneskirche(2015), in St. Petersburg (2016), in Berlin (2017) und in Paris (2018). Grobe Holzlatten sind seit Jahren sein Arbeitsmaterial, daraus baut der Künstler Skulpturen, die mittlerweile nicht nur als wooden clouds gefragt sind. So arbeitete er in Belgien an einer Museumsfassade, im Ruhrpott und im Wassergarten von Landsweiler-Reden entstand die Installation „Kumpel“ zum Ende des Bergbaus im vergangenen Jahr. Gerade ist Steinert aus Prag zurückgekehrt, wo im kommenden Jahr eine wooden cloud entstehen wird – auf einer Insel in der Moldau „mit Blick auf die berühmte Karlsbrücke“, erzählt der Saarbrücker Künstler.
Doch in zwei Wochen geht es erst einmal nach Ramallah im Westjordanland. Dort hat der Künstler den Auftrag, eine wooden cloud im zentralen „Istiqlal Park“ zu realisieren. Wie immer werden die Menschen vor Ort eingebunden sein, indem sie ihre Wünsche und Träume auf die Holzlatten schreiben, die später zum Kunstwerk werden. Das ist das Konzept seiner Kunst, für die Steinert nicht nur Zustimmung erhält. Allzu leicht zugänglich sei das alles, werfen ihm Kritiker vor – und immer das Gleiche. Mittlerweile kann er ganz gut mit dieser Kritik leben, denn die wooden clouds sind ein Erfolg. Sie bringen Menschen zueinander.
Dieses Potential hat auch das Goethe-Institut in Ramallah erkannt und Steinert und sein Team eingeladen, eine wooden cloud zu installieren. Ramallah ist ein politisch aufgeladener Ort, autonom verwaltet von der palästinensischen Hamas, gelegen im von Israel seit dem Sechstagekrieg 1967 besetzten Westjordanland, auch bekannt als West Bank. Rund 40 Prozent des Westjordanlandes sowie der Gaza-Streifen gehören zu den autonomen Palästinensergebieten. Es ist ein Ort mit reichlich sozialem und politischem Sprengstoff, an dem eine arabisch-muslimische Mehrheit auf christlich-arabische und jüdische Minderheiten trifft und der Konflikt zwischen vertriebenen Palästinensern und israelischen Besatzern und immer neuen israelischen Siedlern weiter schwelt und regelmäßig aufflammt. Steinerts wooden cloud als Wolke der Wünsche und Hoffnungen passt daher bestens nach Ramallah. Wie kam es aber überhaupt zu dem Kontakt? Eine offizielle Delegation aus dem Westjordanland hatte Steinerts wooden-cloud-Installationen bei einem Besuch im Saarland und im Kuba-Kulturbahnhof in Saarbrücken kennengelernt und war begeistert. Denn Steinert bringt mit seiner „Architektur der Wünsche“ Menschen zusammen, indem er sie in den Entstehungsprozess des Kunstwerks einbindet. Über die Skulptur kommen sie ins Gespräch miteinander, tauschen sich aus, erzählen von ihren Ideen, Hoffnungen, Träumen, Ängsten – und schreiben sie auf die Holzstäbe. So entstehen Momentaufnahmen gesellschaftlicher Befindlichkeiten, denn die wooden clouds sind temporäre Objekte, die wieder aus dem öffentlichen Raum verschwinden – nicht aber, ohne Spuren zu hinterlassen. Das hoffen jedenfalls Martin Steinert und sein mittlerweile bewährtes Team, darunter der Fotograf André Mailänder und die französische Filmemacherin Mathilde Nodenot, die ihn auch dieses Mal begleiten werden. Zu den bereits umgesetzten wooden clouds gibt es jeweils Publikationen, zum Berlin-Projekt auch einen Film. „Die Skulptur dient als Projektionsfläche für soziale Konflikte“, erzählt Steinert. Vor allem am Richardplatz in Berlin-Neukölln, wo viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen leben, habe die wooden cloud für viele Diskussionen gesorgt. So erhoffe er sich das auch für Ramallah.
Auch zu diesem Projekt wird ein Buch entstehen. „Es soll umfangreicher als die vorherigen werden und Beiträge von bekannten israelischen und palästinensischen Autoren enthalten“, kündigt Martin Steinert an. Das Buch soll in Arabisch, Englisch, Französisch und Deutsch erscheinen. Finanziert wird das Projekt vom Goethe-Institut und vom Französischen Konsulat in Ramallah.
soirée spéciale Wooden Cloud Paris – Arc pour la paix
Dienstag, 26. Februar 2019
Momentan ist der Film leider nicht verfügbar.
Au printemps 2018, l’artiste sarrois Martin Steinert réalisait sa sculpture Wooden Cloud – Arc pour la Paix devant l’entrée de la Maison Heinrich Heine, une œuvre symbole de dialogue entre les peuples et les cultures. Le photographe André Mailänder a documenté sa construction et immortalisé les passants et étudiants ayant noté leurs souhaits sur la sculpture.
Un livre retrace désormais cette aventure artistique et humaine, qui se poursuivra en 2019 à Ramallah en Palestine. À l’occasion du lancement de cette publication en présence d’Ulrich Commerçon, Ministre de l’Éducation et de la Culture de la Sarre, Martin Steinert reviendra sur l’histoire du projet et Mathilde Nodenot présentera son installation vidéo Phrasé / Phalène, inspirée par la diversité des gestes quotidiens des résidents de la Cité internationale universitaire de Paris.
Das Buch zur wooden cloud Paris kann über Martin Steinert bezogen werden.
ISBN 978-3-00-062015-7, Hardcover, 188 Seiten
Text von Martin Steinert
Fotos und Fotolayout von André Mailänder
Videostills und Stilllayout von Mathilde Nodenot
Die vierte wooden-cloud-Installation am Maison Heinrich Heine, Cité internationale universitaire de Paris.
Pünktlich, einen Tag vor der Vernissage am 11. April, hat Martin Steinert heute seine wooden cloud Paris, den arc pour la paix, vollendet.
Das gesamte Team hat in den vergangenen Wochen großartig zusammengearbeitet und tolle Unterstützung vor Ort erfahren um dieses einzigartige Kunstwerk zu schaffen. Ein besonderer Dank geht hierbei an unsere Freunde des Maison Heinrich Heine! „wooden cloud / Paris“ weiterlesen
Im Rahmen des Kunstprojekts KUMPEL, zum Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland, ist ein Buch entstanden, mit den gesammelten Geschichten zum Bergbau und Fotografien von ANDRÉ MAILÄNDER sowie ein Film von MATHILDE NODENOT.
Ein filmischer Überblick der Arbeiten von Martin Steinert
Momentan ist der Film nicht verfügbar.
Film: 2014 Kunstprojekt GegenOrt, Landsweiler-Reden / 2014 Holzinstallation in der Johanniterkirche, Feldkirch, Österreich / 2015 Holzinstallation wooden cloud in der Johanneskirche, Saarbrücken / 2015 Holzinstallation Esquisse en bois sur fond noir im Grand-Curtius-Museums in Liége, Belgien / 2015 Holzinstallation Die Kugel in der Christ-König-Kirche, Bochum / 2016 Holzinstallation wooden cloud in St. Petersburg, Russland / 2017 Holzinstallation wooden cloud am Richardplatz, Berlin / 2017 Das Boot, Bosener Mühle, St. Wendel / 2018 Holzinstallation wooden cloud am Maison Heinrich Heine, Cité internationale universitaire de Paris / 2018 Holzinstallation Kumpel, Zeche Zollverein, Essen und Grube Reden, Landsweiler-Reden
Fotos: André Mailänder/Martin Steinert; Film: Michael Siffrin
Mittlerweile sind beide Kumpel-Installationen wieder demontiert. Glücklicherweise wurden aber alle 400 Holzkörbe in ein neues Kunstwerk überführt und können so im Wassergarten Reden noch bis Ende November bestaunt werden. Schon leicht verwittert und einiger Geschichten „beraubt“ bilden die Körbe über- und nebeneinander gestapelt eine imposante Mauer.
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